
Ja! Oh ja, jetzt kommt meine Zeit. Ich kann mich in meine Gestricke aus Schafwolle mummeln. Das hält nicht nur schön warm. Es hält auch die Nässe und Feuchtigkeit von mir fern. Den Schal kann ich bei ganz strenger Kälte auch mal vor den Mund binden, ohne dass sich Eiszapfen bilden oder es unangenehm nass wird. Ich habe mir schon alles zurecht gelegt, auch die Stiefelstulpen. Und heute Nachmittag werde ich los stapfen durch den Leipziger Schnee.
Warm einpacken werde ich mich auch, wenn ich am 12. Januar zur Demo für ein weltoffenes Leipzig gehe. Ein bissel Kälte wird mich nicht abhalten, zu zeigen, was ich mir für meine Stadt wünsche. Im nächsten Jahr feiert Leipzig sein Tausenjähriges. Wenn man (nur) einwenig durch Leipzigs Geschichte liest, bekommt man ganz schnell mit, was die Stadt groß gemacht hat: ihre Weltoffenheit. Sie war und ist Messestadt, Universitätsstadt, Buchstadt, Sportstadt, Kulturstadt … Ich will, dass das so bleibt. Und auch, dass Leipzig eine soziale Stadt ist und das zeigt.
Vor einiger Zeit hatte es mich sehr betroffen gemacht, wie „patriotisch“ sich ein ehemaliger Kollege, den ich mal sehr schätzte, entwickelt hat. Vielleicht stehen wir uns an diesem Tag gegenüber. Kann aber auch sein, dass er mit seinen scheinheiligen Vorträgen nur durch warme Stuben tingelt.
Ich glaube, ich werde nicht frieren. Meine Schafwolle wird mich wärmen und die Gemeinschaft mit vielen Leipzigern, die genauso denken wie ich, auch. Da fällt mir ein, dass ich noch ein Plakat malen will. Ich weiß noch nicht, was da drauf soll. Meine Freundin (seit Studiumszeiten) ist Muslima. Vielleicht reicht dieser Satz schon.
Was gibt es noch zu schreiben? Ach, wenig. Ich genieße den Schnee, die Ruhe der letzten Tage im Jahr, sitze trotz Rauhnächte am Spinnrad und bin manchmal lieber still.
Vielleicht nur noch, dass ich Kleo abends in ihre Schafwolldecke packe. Sie muss nur noch abends eine Tablette gegen die Schilddrüsenüberfunktion nehmen. Ich zweifle inzwischen arg daran, denn die Werte der letzten Blutuntersuchung waren nicht grenzwertig, sondern schlicht und einfach zu niedrig. Eine Viertelstunde nach Einnahme „senst“ es Kleo immer noch um. Vielleicht wärmt und tröstet die Decke uns beide einwenig.
Wärme! Wie nötig wir das alle haben.
Der Beitrag Wärmendes aus selbstgesponnener Schafwolle. So kann man auch bei Kälte auf die Straße gehen. erschien zuerst auf Spinnradgeschichten.